Hugo Helbing – Kunsthändler und Mäzen

Hugo Helbing wurde am 23. April 1863 als siebtes von neun Kindern der Eheleute Clara, geb. Lebrecht, und Sigmund Helbing in München geboren. Schon der Großvater David hatte in der Münchner Kaufingerstraße ein Geschäft für Bijouterie-, Galanterie- und Parfümeriewaren betrieben. Vater Sigmund Helbing übernahm das Geschäft 1849 und spezialisierte sich zunehmend auf Modewaren. Zusätzlich eröffnete er einen Antiquitätenhandel, den er ab 1872 nach dem Verkauf des Modewarengeschäfts ausschließlich weiterführte. Sigmund Helbing starb 1895. Alle seine vier Söhne waren im Kunsthandel tätig.

Hugo Helbing eröffnete 1885 eine Kunsthandlung in der Residenzstraße 12, die sich zunächst auf Kupferstiche, Zeichnungen und Aquarelle spezialisierte. Sein Bruder Otto führte unter derselben Adresse einen Münzhandel. 1887 heiratete Hugo die zwei Jahre jüngere Sofie Liebermann, deren Eltern in München eine Bettfedern- und Bettwarenhandlung führten.

Hugo Helbing (1863–1938) (Foto: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Hugo_Helbing_(1863-1938).jpg)

Ende 1888 zog Hugo Helbings Kunsthandlung an den Odeonsplatz, später in die Christophstraße. Er gründete zudem einen Verlag, der neben den Auktions- und Lagerkatalogen auch Bildbände veröffentlichte. Der Schwerpunkt seines Kunsthandelsgeschäfts lag auf der Versteigerung von Nachlässen. Die Historikerin Cosima Dollansky hat in ihrer Masterarbeit über „Die Galerie Hugo Helbing im deutschen Kaiserreich“ detailliert über die Auktionen Helbings und die dort angebotenen Nachlässe geschrieben. Überwiegend wurden in den Auktionen Drucke, Grafiken, Handzeichnungen und Aquarelle versteigert, aber auch weitere Kunstgegenstände, kunstgewerbliche Objekte, Bücher und Plastiken. 1893 erhielt Hugo Helbing auch das Münchner Bürgerrecht.

1899 erwarb Hugo Helbing ein Anwesen in der Liebigstraße 21 im Lehel, in dem er eine Galerie eröffnete, in der es sowohl Dauer- als auch Sonderausstellungen gab, die er später auch selbst kuratierte. Zwischen Oktober 1900 und 1903 gab er monatlich eine Kunstzeitschrift heraus, die „Monatsberichte über Kunstwissenschaft und Kunsthandel“. Zusätzliche weitläufige Räumlichkeiten in der Wagmüllerstraße 15 mit einem großen repräsentativen Oberlichtsaal kamen 1902 hinzu. Bis zum Ausbruch des Ersten Weltkriegs war Helbing zu einer der wichtigsten Figuren am deutschen Kunstmarkt aufgestiegen, dessen Auktionen, die bis zu dreißig Mal im Jahr stattfanden, bei denen eine Vielfalt von Objekten verkauft und hohe Preise erzielten wurden. Bei diesen Versteigerungen wurden namhafte Sammlungen und Nachlässe angeboten, wie etwa die Sammlung Richard von Kaufmann und Walter von Pannwitz. Zwischen 1912 und Juli 1914 erschienen die „Mitteilungen der Galerie Helbing München“.

Helbings Sohn Friedrich, 1888 geboren, wurde nach dem Ersten Weltkrieg Teilhaber in der Firma des Vaters. Später arbeitete er in einem Geschäft für Bettanfertigungen seines Onkels, ein „königlicher und herzoglicher bayerischer Hofladen“. Weitere Teilhaber wurden Theodor Neustätter und Ernst Spiegel. 1916 eröffnete Helbing gemeinsam mit Paul Cassirer eine Niederlassung in Berlin, nach dem Ersten Weltkrieg eine weitere in Frankfurt am Main.

Als Mäzen bedachte Hugo Helbing die Staatlichen Sammlungen Bayerns sowohl durch Geldspenden wie auch Schenkungen von Kunstobjekten. Seine Tätigkeiten trugen entscheidend zu Münchens Stellung im Bereich des Kunst- und Antiquitätenhandels bei. Helbing wurde 1918 zum Geheimen Kommerzienrates ernannt.

Die Kunsthandlung Helbing bestand bis zum 9. November 1938, doch schon unmittelbar nach der Ernennung Hitlers zum Reichskanzler setzten Repressionen ein. Im Herbst 1934 verlor Helbing seine Mitgliedschaft in der Reichskulturkammer der bildenden Künste und damit auch die Versteigerungserlaubnis, ein „arischer“ Mitarbeiter, Adolf Alt, musste die Geschäfte offiziell weiterführen. Bis 1937 konnten so nur vereinzelte Auktionen durchgeführt werden.

Am 9. November 1938 wurde die endgültige Schließung des Geschäfts angeordnet. Friedrich Helbing wurde in Dachau inhaftiert, auch Hugo Helbing sollte verhaftet werden, wehrte sich dagegen und wurde in seiner Wohnung von der Gestapo zusammengeschlagen. Er wurde bewusstlos ins jüdische Krankenhaus an der Stielerstraße eingeliefert, wo er am 30. November im Alter von 75 Jahren seinen Verletzungen erlag.

In Erinnerung an Hugo Helbing findet seit 2016, auf Initiative von Johannes Nathan, Hugo Helbings Urneffen, am Zentralinstitut für Kunstgeschichte jährlich die Hugo Helbing Lecture statt. Nathan initiierte auch ein Forschungsprojekt am Deutschen Zentrum Kulturgutverluste unter dem Titel „Helbing Art Research Project: Studie zur Rekonstruktion der Sammlung Hugo Helbing und zum Verbleib der vermissten Werke“. Dort wird versucht, die Privatsammlung Hugo Helbings zu rekonstruieren und den Verbleib der geraubten Kunstwerke aufzuklären.

Quellen:

Cosima Dollansky, Die Galerie Hugo Helbing im deutschen Kaiserreich. Ein Beitrag zur Firmengeschichte 1885–1914, München 2021.

Meike Hopp, Kunsthandel im Nationalsozialismus. Adolf Weinmüller in München und Wien, Köln 2012.

Theresa Sepp, Die Galerie Hugo Helbing. Auktionshaus, Kunstgalerie und Verlag von Weltgeltung 1885–1937, Munich Art To Go, https://municharttogo.zikg.eu/items/show/13

Helbing Art Research Projekt, https://www.hugohelbing.org/