Alexander Abusch – Schriftsteller, Kommunist und Politiker

Vom Sohn armer ostjüdischer Hausierer zum DDR-Minister

Alexander Abusch wurde am 14. Februar 1902 in Krakau in ein jüdisch-orthodoxes Umfeld hineingeboren. Schon wenige Monate später zogen seine Eltern nach Nürnberg, wo der Vater Chaskel einen Handel mit Altmetall betrieb und Mutter Rosa im Haustürgeschäft Textilien verkaufte. Obwohl Alexander eine religiöse Erziehung genoss und auch in der orthodoxen Nürnberger Synagoge in der Essenweinstraße seine Bar Mitzwa machte, interessierte er sich schon bald für weltliche Dinge wie Literatur, Theater und insbesondere Politik.

„Der Junge aus dem Arbeiterviertel Nürnberg-Gostenhof nahm die Signale der flammenden Jahre 1917, 1918 und 1919 auf, beantwortete sie mit seinem Eintritt in die Reihen der revolutionären Jugend, er hörte den Ruf von Spartakus und wurde Mitglied der jungen Kommunistischen Partei Deutschlands“, schrieb Werner Neubert, Präsidiumsmitglied des Schriftstellerverbands der DDR. „Das Leben und die Literatur – beide waren es, die in mir den Wunsch wachsen ließen nach einer anderen gerechteren Welt“, notierte Abusch in seinen Memoiren. Als junger Mann engagierte er sich auch an der „Nürnberger Morgenbühne“, die sich bald „Proletarische Tribüne Bayerns“ nannte und Stücke von Maxim Gorki und Erich Mühsam aufführte.

Nach Abschluss einer kaufmännischen Lehre widmete sich Abusch ausschließlich der Politik. Er beteiligte sich an den revolutionären Kämpfen in Bayern und Thüringen, als KPD-Funktionär oder als Redaktionsmitglied für verschiedene linke Zeitungen, wie etwa die „Bayerische Arbeiter-Zeitung“ oder die „Rote Fahne“. Über Stationen in Jena, Erfurt, Berlin gelangte er 1932 nach Essen, wo er bis 1933 die Position des Chefredakteurs des „Ruhr-Echos“ innehatte. Nach der „Machtübernahme“ der Nationalsozialisten emigrierte Alexander Abusch nach Paris. Bis zu seiner Internierung durch die französischen Behörden betätigte er sich zumeist journalistisch für verschiedene Exilzeitungen, wie den „Gegenangriff“ und war Mitglied in der Auslandsleitung der KPD. 1940 gelang ihm die Flucht aus dem Internierungslager, die ihn 1941 ins mexikanische Exil führte. Auch in Südamerika arbeitete Abusch organisatorisch und publizistisch gegen den Nationalsozialismus, als Mitglied des „Nationalkomitees Freies Deutschland“ und als Chefredakteur der Zeitschrift „Freies Deutschland“. In Mexiko verfasste er auch das Buch „Der Irrweg einer Nation. Ein Beitrag zum Verständnis deutscher Geschichte“, in dem er die historische Entwicklung des deutschen Nationalismus als Kette von Fehlern aufzeigt. Diese Misere könne nur durch den politischen Sieg der Arbeiterklasse aufgehoben werden.

Buchcover der Erstausgabe „Der Irrweg einer Nation“, Mexiko 1945. (Repro: nurinst-archiv – Public Domain).

1946 kehrte Abusch nach Deutschland zurück, ließ sich in Ostberlin nieder und trat in die SED ein. Bald wurde er Vizepräsident des „Kulturbundes der DDR“ Mitglieder der Deutschen Wirtschaftskommission und ins Zentralkomitee der SED berufen. Obwohl Abusch ein absolut linientreuer Kommunist war, fiel der „Westemigrant“ 1950 wegen angeblicher „zionistischer“ Umtriebe in Ungnade und verlor alle seine Posten. Erst ein Jahr später erfolgte die Rehabilitation und Abusch durfte wieder Funktionen im Kulturbund übernehmen. Ab 1954 wurde er zudem stellvertretender Kulturminister, 1958 übernahm er die Spitze des Ministeriums. Von 1961 bis 1971 bekleidete er das Amt des stellvertretenden Vorsitzenden des Ministerrates der DDR.

Der Stellvertreter des Vorsitzenden des Ministerrates der DDR Alexander Abusch auf der Konferenz des Deutschen Schriftstellerverbandes im November 1966 in Ostberlin. (Foto: Bundesarchiv, Bild 183-E1114-0201-004 / Franke, Klaus / CC-BY-SA 3.0)

„Alexander Abusch zählte zu dem bedeutenden Kollektiv weitgehend universeller Parteiarbeiter aus Leninscher und Thälmannscher Schule. Zeit seines Leben war er Propagandist, Agitator, Organisator, Journalist, Redakteur, Schriftsteller und Wissenschaftler“, würdigte ihn sein Genosse Werner Neubert als „leidenschaftlicher Verfechter des unlöslichen Bündnisses mit den Völkern der Sowjetunion, mit der KPdSU und glühenden Anhänger des proletarischen und sozialistischen Internationalismus.“

Für Alexander Abusch war die DDR das bessere Deutschland – bis zu seinem Tod am 27. Januar 1982. Diese Einstellung ist sicher auch dem Schicksal seiner Familie geschuldet, ein Teil fiel dem Rassenwahn der Nationalsozialisten zum Opfer. An die Stadt seiner Jugend und Kindheit hatte er gleichwohl gute Erinnerungen, sie war für ihn nicht nur die „Stadt der Reichsparteitage“, sondern auch Heimat: „Häusergewirr mit vielen rotgeschindelten Spitzdächern, umgeben von der mittelalterlichen Stadtmauer und ihren dicken Rundtürmen, dem tiefen Graben davor; aus ihm ragend gotisch steil die Lorenzkirche und die Sebalduskirche“, beschreibt er liebevoll sein Nürnberg. Und auf dem „Hauptmarkt bis zur Insel Schütt, zwischen zwei Flussarmen der Pegnitz gelegen, gab es zu Weihnachten den Christkindlasmarkt.“

Quellen:

Alexander Abusch, Der Deckname: Memoiren, Ostberlin 1981.

Alexander Abusch, Mit offenem Visier: Memoiren, Ostberlin 1986.

Ulrike Breitsprecher, Die Bedeutung des Judentums und des Holocaust in der Identitätskonstruktion dreier jüdischer Kommunisten in der frühen DDR. Alexander Abusch, Helmut Eschwege und Leo Zuckermann, in: Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur (Hg.), Jahrbuch für historische Kommunismusforschung, Berlin 2010.