Klara Oppenheimer – Ärztin und Frauenrechtlerin

Klara Oppenheimer wurde am 6. November 1867 in Paris geboren. Die Eltern Aron und Recha Oppenheimer stammten aus Hessen, 1872 kehrte die Familie nach Frankfurt/Main zurück. Drei Jahre später zogen sie in die Stadt, die mit dem Wirken Klara Oppenheimers untrennbar verbunden ist – Würzburg. Dort wurden auch ihre beiden Schwestern geboren. Der Vater änderte seinen Namen in Adolf Oppenheimer und konnte von dem Vermögen, das er als Kaufmann erworben hatte, als Privatier leben und mehrere Immobilien erwerben.

Klara besuchte die jüdische Volksschule, die im Rückgebäude der Synagoge lag. Im Anschluss wechselte sie auf ein privates Mädchenlyzeum. Mehr als diese 10-jährige Schulausbildung konnten Mädchen in dieser Zeit nicht abschließen. Die junge Frau entschied sich danach für eine Ausbildung zur Lehrerin am Aschaffenburger Seminar, das sie 1889 abschloss. Als Lehrerin arbeitete sie allerdings nicht; im Rahmen einer Weiterbildung legte Klara Oppenheimer auch eine Prüfung zur Musiklehrerin ab, sie spielte selbst Klavier. Die Universität blieb ihr zu dieser Zeit allerdings noch verschlossen.

Klara Oppenheimer, um 1900. (Foto: Public Domain)

Erst ab 1903 wurden Frauen in Bayern zum Studium zugelassen, nicht jedoch für das Gymnasium. Klara Oppenheimer musste sich daher als Externe auf das Abitur vorbereiten, das sie 1905 am Königlichen Realgymnasium Würzburg ablegte. Im Wintersemester 1905 schrieb sie sich dann, als vierte Frau, an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg für das Studium der Medizin ein, das sie 1910 erfolgreich abschloss.

Bereits vor dem Studium setzte sie sich für die Rechte von Frauen ein und gründete gemeinsam mit anderen Lehrerinnen den Verein „Frauenheil“, der sich für höhere Bildung von Frauen und die Förderung ihrer Erwerbstätigkeit einsetzte und dazu auch Weiterbildungsangebote erstellte. In ihrer Studienzeit war sie im „Verein studierender Frauen“ aktiv. Als unverheiratete Frau unter Männern war sie an der Universität auch persönlichen Beleidigungen ausgesetzt, gegen die sie sich auch rechtlich zu wehren versuchte.

1912 schloss sie ihre Promotion ab und erhielt die Approbation. Zunächst war Klara Oppenheimer als Assistenzärztin der Chirurgie am Pathologischen Institut der Universitätsklinik Würzburg tätig, spezialisierte sich dann aber auf Kinderheilkunde und war als Assistenzärztin an der Düsseldorf Kinderklinik. 1917 kehrte sie nach Würzburg zurück, wo sie für ein Jahr erste Assistentin an der Kinderklinik war. Im Juni 1918 eröffnete sie als erste Ärztin in Würzburg eine eigene Praxis. Im Jahr darauf erhielt sie, ebenfalls als erste Frau, die Kassenzulassung.

Klara Oppenheimers Praxis für Säuglings- und Kinderkrankheiten war zuerst in der Stadtmitte angesiedelt, später zog sie in ihr Elternhaus, da die Mutter mittlerweile pflegebedürftig war. Der Vater war bereits 1904 verstorben, Klaras Mutter verstarb 1921.

Neben der Arbeit in der Praxis setzte sich Klara Oppenheimer weiter für die Rechte von Frauen ein, sowohl im „Frauenstimmrechtsverein“, als auch im Vorstand der Sophienschule, wo sie auch Gesundheitslehre unterrichtete. Diese private konfessionell ungebundene Schule für höhere Bildung half Mädchen bei der Vorbereitung für das Abitur und wurde ab 1921 dann ein anerkanntes Mädchengymnasium. Klara Oppenheimer war zwischen 1923 und 1930 im Vorstand vertreten.

Im März 1933 schloss sie ihre Praxis. Ob wegen des zunehmenden antisemitischen Drucks oder aus gesundheitlichen beziehungsweise altersbedingten Gründen, ist nicht nachweisbar. Die Verfolgung als Jüdin ist noch im selben Jahr durch eine Denunziation bei der Gestapo belegt. Das Verfahren wurde jedoch eingestellt. Der Versuch, einen Pass zu erhalten, um in die Schweiz auszureisen, gelang Klara Oppenheimer nicht. 1935 richtete sie im Elternhaus ein Behandlungszimmer ein, um dort jüdische Patienten empfangen zu können. 1940 musste sie auch das endgültig schließen.

Das Elternhaus wurde von den Nationalsozialisten zu einem sogenannten Judenhaus umfunktioniert. Neben Klara Oppenheimer und ihrer nichtjüdischen Haushälterin, Magdalena Thomas, die Klara Oppenheimer bis zuletzt beistand, quartierten die NS-Behörden weitere 23 Jüdinnen und Juden im Haus ein. Die Inneneinrichtung wurde zwangsversteigert. Klara Oppenheimer war ständigen Schikanen ausgesetzt, ihre Rente und Mieteinnahmen musste sie auf ein Konto der Bayerischen Vereinsbank einzahlen und erhielt nur einen Teil davon, der zudem noch gekürzt wurde. Im Dezember 1941 war sie gezwungen in ein anderes Judenhaus, ein jüdisches Altenheim umzuziehen, ihr Haus musste sie auf ihre Kosten renovieren und schließlich an einen NSDAP Funktionär verkaufen, der es später gewinnbringend weiterveräußerte. Auch ihr restliches Vermögen wurde eingezogen.

Am 23. September 1942, im Alter von 74 Jahren, wurde Klara Oppenheimer nach Theresienstadt deportiert. Sie starb dort am 17. Mai 1943.

In Würzburg erinnert an die Ärztin, Frauenrechtlerin und zielstrebige Vorreiterin neben einem Stolperstein heute die Klara-Oppenheimer-Route (https://www.klara-oppenheimer-schule.de/index.php/klara-oppenheimer-route/), den die Klara-Oppenheimer-Schule in Zusammenarbeit mit dem Arbeitskreis Würzburger Stolpersteine und dem Johanna-Stahl-Zentrum erstellt hat.

Quellen:

Franz Ziegler/Gereon Rempe, Klara Oppenheimer. Würzburger Kinderärztin, Kämpferin für das Frauenrecht, Opfer des Holocaust, Würzburg 2017.

Hans Steidle, Klara Oppenheimer – ein Lebensbild, https://www.klara-oppenheimer-schule.de/wp-content/uploads/2018/05/Klara-Oppenheimer-Steidle-2008-1.pdf